Es war so zirka 1991, als mein Vater von einer langen, anstrengenden Biketour heim kam. Ich als kleiner Biker durfte damals aus irgendeinem Grund nicht mit. Jedenfalls erzählte er mir schon damals von diesem Trail (damals hieß es Wegerl), der kilometerlang über den gesamten Rücken eines Kärntner Gebirgszuges führt und einen, in ständigem Auf und Ab, in eine Landschaft eintauchen lässt, die sich durchaus mit der Schönheit der schottischen Highlands messen kann.
Jetzt, 25 Jahre später, habe ich es endlich geschafft, meine Bike-Aktivitäten auch einmal in diesen Winkel unseres Landes zu verlegen. Zu oft hat mich die Alm, vor allem im Winter wunderschön mit Schnee bedeckt, im letzten Abendlicht leuchtend, am Heimweg angelächelt. An einem klaren, aber überraschend bitterkalten Novembermorgen, parke ich mein Auto am Beginn des Asphaltanstieges. Wieder mal top geplant, habe ich natürlich übersehen, dass die Auffahrt zum Großteil im Schatten liegt. Schon bald frieren meine Finger und Waden merklich und die kalte Luft in den Lungen ist auch nicht gerade angenehm. Lösung: schneller fahren. Nachteil: anstrengend…
Als ich endlich die 900 Höhenmeter hinter mich gebracht habe ist es fast Mittag und ich bin eigentlich ziemlich kaputt. Der November ist nicht gerdade der Monat meiner besten Form. Aber egal, der Trail wartet. Dass es nicht unbedingt leichter wird, war mir schon durch den zuvor erwähnten Vergleich mit Schottland klar. Denn auch dort (in Irland und dem Rest der britischen Inseln ganz ähnlich) gehen die Wege, die auf der Karte eigentlich eben verlaufen, aufgrund der technischen Herausforderung ganz schön an die Substanz. Zum Glück werde ich immer wieder vom Prachtpanorama und der unwirklichen Landschaft, die sehr an die Nockberge erinnert, abgelenkt. Felsblöcke, wie zufällig von einem Riesen verstreut, säumen meinen Weg und fast erwarte ich den ein oder anderen Ork hinter dem nächsten Hindernis.
Habe ich schon erwähnt dass ich die Tour ganz genau geplant habe? Nein? Vielleicht weil dem nicht so war… Viel zu lange brauche ich für die Querung, zu viel Zeit geht für’s Fotografieren drauf. Insgesamt werde ich zurück beim Auto doch fast 50 Kilometer am Display haben. Erheblich mehr als bei den meisten, tragelastigen Bergtouren. Deshalb nehme ich eine andere Abfahrt als die geplante und lege als Konsequenz einen Großteil des Downhills auf Forststrasse zurück. Auf jeden Fall optimierbar.
Unten im Tal besuche ich noch einen guten Freund, der gleich am Fuß des Berges aufgewachsen ist, und zufällig auf Heimatbesuch ist. Und seine lapidare Bemerkung zeigt wieder einmal, dass man sich selbst und das was man „leistet“ nicht zu wichtig nehmen sollte: „Ah, da bist gfahren. Das hab i auch schon gemacht… mit 14.“ Das war dann also zirka 1993…