„Im Dezember geht man Skifahren aber nicht Biken!“ Mit diesen Worten hat Evi schon mehrere meiner Tourenvorschläge in den letzten Wochen abgeschmettert. Dabei war es außerhalb des Klagenfurter Beckens, also sogar auf den Haushügeln, strahlend sonnig und verdammt warm. Der Schnee lässt dieses Jahr sowieso auf sich warten. Totales Unverständnis also bei mir. Was muss dieses Weib auch so an kalendarischen Stereotypen festhalten anstatt einfach spontan zu sein? Immerhin ist Weihnachten, Ferien, einfach frei!
Ich weiß nicht ob es meine Hartnäckigkeit, der frustrierende Schneemangel, einfach nur Mitleid oder eine Kombination aus all dem war die Evi schließlich doch zustimmen ließen am 28.12. die Bikes ins Auto zu wuchten und in die Nockberge aufzubrechen. Ich muss zugeben aus motivationstechnischen Gründen bin ich ja ein Verfechter des „Bike im Winter ein paar Monate ins Eck Stellens“. Zu oft fehlte sonst nach täglichem programmiertem Training schon im Mai die Motivation sich in den Sattel zu schwingen. Aber dieses Jahr ist anders: unglaublich warm, unglaublich sonnig, staubtrockene Trails. Alles hat seine Zeit – und die sollte das Wetter bestimmen, nicht das Datum.
Der Berg den ich mir für unsere Jahresabschlusstour herausgesucht habe ist ein Klassiker über dessen Gipfel ich bereits Anfang der 2000er geradelt bin, als Endziel habe ich ihn aber noch nie auserkoren. Schon gar nicht von dieser Seite. Eine Tour in die Nockberge starte ich normalerweise im Gegendtal oder Kleinkirchheim, nicht aber im Drautal. Im Dezember ist man aber doch froh wenn man die Auffahrt bei Sonne und Temperaturen um die zehn Grad genießen kann, also stellen wir unser Auto auf der Sonnenseite ab. Die Hälfte des Trails habe ich mir bereits ein Monat vorher zu Fuß angesehen, die Auffahrt auf Asphalt und Schotter ist mir ebenfalls bekannt. Entsprechend entspannt und ohne große Orientierungsschwierigkeiten geht es also dem ersten Zwischenstopp/Jausenstopp entgegen.
Eine Kollegin hat mir noch geraten ich solle die Eislaufschuhe mitnehmen, da man oben prima dahingleiten kann. Meine Belustigung vergeht als wir am See tatsächlich einen Eisläufer treffen. Im Laufe der Auffahrt merke ich dass mein Biken sich in den letzten Jahren doch stark vom geplanten Training zu Genusswandern entwickelt hat. Keine allzu langen Umfänge mehr, Höhenmeter nur in Tourentempo und dieses Jahr keine Mehrtagestouren. Nicht dass das etwas schlechtes wäre, nein ganz und gar nicht, man ermüdet aber eindeutig früher und nach zwei Stunden ist plötzlich die Kraft weg. Ähnlich geht es Evi, die nach drei Wochen Surfen im Oktober überhaupt erst das zweite Mal am Bike sitzt. Wieder einmal zeigt sich dass ein wenig geplantes Training auch für Tourenbiker unerlässlich ist, man nicht die letzten Reserven verbraucht und so frisch in den Trail gehen kann. Dementsprechend gut tut uns beiden die Pause und wir tanken ausgiebig Sonne und Energie für die letzten Höhenmeter.
Dieser Nock ist eindeutig ein Aussichtsberg: Gerlitzen, Dobratsch, Julische Alpen, Millstätter See, ja sogar die Hochalmspitze und den Großglockner sieht man. Atemberaubend, und das bei diesem Wetter. Allerdings habe ich bis jetzt auch selten Windstille in den Nockbergen erlebt. Die Tourengeher wissen wovon ich spreche.
Also mit Schwung in den Trail der ein Feuerwerk aus Vielseitigkeit bietet. Mir allgemein ein wenig zu steil um Flow zu bringen, bietet er doch alles was man braucht. Präriemäßige Wiesenkurven, Wurzelteppiche, steile, bremsfingerverkrampfende Passagen auf Lärchennadeln, grobe Hohlwege und die ein oder andere Spitzkehre. Suuuuperfein! Zwischendurch ergibt sich sogar die Möglichkeit auf ein Bier oder einen Kaffee samt Reindling einzukehren. Was will man mehr?
Und noch etwas soll nicht unerwähnt bleiben: die vielen unglaublich netten Gespräche mit Wanderern und Grundstücksbesitzern. Einer weist uns sogar den Weg mitten durch seinen Hof und wünscht uns, freundlich lächelnd, viel Spaß. Vielleicht ist die Entspanntheit der Nebensaison, ich glaube das ist einfach normal. Konflikte? Pah!
Als wir unten ankommen geht gerade die Sonne unter, und wir merken dass es doch Ende Dezember ist. Selten war ich so schnell umgezogen und in die wohlige Daunenjacke gehüllt. Beim finalen High Five wissen wir beide dass es ein Traumtag war und dieser, etwas andere Jahresabschluss, einer Skitour im tiefsten Powder um nichts nachsteht.